Das Ziel aller Bemühungen beim Aufbau einer (audiophilen) Musikwiedergabeanlage sollte letztendlich immer eine ausgewogene und neutrale Wiedergabe sein, die allen Arten von Musik gleichermaßen gerecht wird. Dazu ist unabdinglich die Neutralität aller beteiligten Komponenten erforderlich, damit dem zu übertragendem Musiksignal nichts hinzugefügt oder entfernt wird.
Dies ist allerdings ein Ideal bzw. sogar Wunschtraum, an dem überall auf der Welt noch fleißig gearbeitet wird. Es gibt keine neutralen Komponenten.
Jedes beteiligte Gerät verändert auf eine eigene, ganz spezielle, Art und Weise das Musiksignal.
Die Kunst beim Aufbau einer Musikwiedergabeanlage ist es nun, solche Komponenten zu kombinieren, die sich in ihren Klangeigenschaften einigermaßen ergänzen und so ein homogenes und ausgewogenes Ganzes bilden. Vermutlich ist es nur ganz wenigen Menschen vergönnt, solch eine Kette ihr Eigen zu nennen. Dies ist allerdings keine Preisfrage, wie oft vermutet wird, sondern mehr eine Frage der Hörerfahrung, sowie der Kenntnis um das komplexe Zusammenspiel der beteiligten Komponenten.
Es sei auch nicht verschwiegen, daß eine echte Kompensation von unterschiedlichen Klangeigenschaften nicht wirklich möglich ist.
Ist das Audiosignal einmal durch eine Komponente z.B. bandbegrenzt, verklirrt oder in der Homogenität beeinträchtigt worden, so gibt es keine Möglichkeit, diesen Zustand wieder rückgängig zu machen. Man kann nur den resultierenden subjektiven klanglichen Auswirkungen durch Auswahl entsprechender Komponenten etwas entgegenwirken.
Zum Hauptproblem wird allerdings das Kennen und besonders das Erkennen von einzelnen Klangeinflüssen individueller Geräte, da diese ja auch von den anderen beteiligten Komponenten mitgeprägt werden und daher kaum voneinander zu trennen sind. Mathematisch gesehen ist dies eine Gleichung mit sehr vielen Unbekannten.
Zunächst sollte man, will man zu einem Ergebnis kommen, die Zahl der Unbekannten verringern. Als erste Maßnahme müssen daher die Bereiche optimiert werden, die mit dem Audiosignal auf der elektrischen Ebene direkt nicht selbst in Verbindung kommen,
nämlich Raumakustik und Stromversorgung.
Beide Bereiche beeinflussen den Klang unabhängig von den anderen beteiligten Komponenten.
In den vermutlich meisten Fällen in der Praxis werden allerdings auch diese Klangeinflüsse mangels besseres Wissen "auskompensiert", d.h. eine schlecht bedämpfte Raumresonanz wird durch Wahl eines "schlanken" Lautsprechers kompensiert, während hochtonlästige Netzstörungen durch Wahl eines "musikalischen" oder "runderen" (sprich: mit etwas bedecktem Hochtonbereich) Verstärkers, Kabels oder sonstiger Komponente ausgeglichen wird.
Das Problem hierbei ist, daß diese Kompensationen (ähnlich wie bei Einsatz von Equalizern und digitalen Raumprozessoren) immer auf Kosten der Audiosignalauthentizität gehen.
Man wird sicherlich eine gewisse Homogenität erzielen können, aber nicht auf dem höchstmöglichen, sondern nur auf einem sehr viel niedrigerem Level. Auch und gerade hier gilt das Wort vom schwächsten Glied in der Kette, das das Gesamtniveau bestimmt.
Will man dies im audiophilen Sinne vermeiden, so müssen die Probleme bei den Ursachen angepackt werden:
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Optimierung der Hörraumakustik
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Optimierung der Stromversorgung
Erst wenn diese beiden Punkte erledigt sind, kann man daran gehen und den Rest bzw. Hauptteil der Musikwiedergabeanlage betrachten. Sind die beiden ersteren Punkte nicht erledigt, wird man immer wieder zu Fehlurteilen und damit u.U. sehr teuren Fehlkäufen bei den restlichen Komponenten gelangen.
Kompensation ist sicherlich wichtig und notwendig, sollte aber im Idealfall und im Sinne der High Fidelity auf das absolut nötige Mindestmaß beschränkt bleiben. Zum Glück sind, wenn Hörraum, Stromversorgung, Standort und Beschaffenheit des Geräteracks sowie der Standort der Lautsprecherboxen im Raum wirklich optimiert worden sind, selbst bei verhältnismäßig preiswerten Geräten kaum noch großartige Kompensationsbemühungen nötig.
Ein paar praktische Beispiele:
1. Netzstörungen wirken sich u.a. in einer Veränderung des Hochtonbereichs in Richtung hart und lästig aus.
Eine gut abgestimmte Kette, bei der diese Eigenschaft durch Wahl geeigneter Komponenten auskompensiert wurde, wird bei Wegfall der Netzstörungen (z.B. durch Einsatz von Absorptionskabel TMR NK2 oder Netzfilter) in dieser Hinsicht "überkompensiert" klingen, d.h. die Wiedergabe wird hochtonschwächer, ruhiger, vielleicht deswegen langweiliger und anscheinend weniger impulstreu und "undynamischer". Auch das subjektive "Timing" wird sich verändern. Diese beobachteten Klangveränderungen werden nun gelegentlich fälschlichweise primär dem Einsatz der Netzentstörungsmaßnahmen zugeschrieben, sind aber nur Ausdruck einer Überkompensation.
Man kann daher auch keine Kette "überfiltern", wie mancherorts zu hören ist, sondern diese Klangeffekte kennzeichnen nur den Grad der Audiosignalveränderung, der bei der individuellen Gerätekonstruktion auf Herstellerseite oder aber der Anlagenzusammenstellung auf Endverbraucherseite zur Kompensation der Einflüsse von Netzstörungen angewandt wurde.
Zusätzlich wäre hierzu noch zu bemerken, daß aus der Psychoakustik bekannt ist, daß sich ein erhöhter Klirranteil im Audiosignal u.a. als subjektive Lautstärkeerhöhung und erhöhte Durchsichtigkeit auswirkt. Dieser Effekt wird leider heute oft im Studiobereich durch Einsatz entsprechender Geräte (Aural Exciter) ausgenutzt.
Aber auch in der täglichen Praxis kennt man diesen Effekt. Ein kleines Küchenradio, obwohl mit minimalem Lautsprecher und Verstärker versehen, kann aufgrund seiner Verzerrungen einen ohrenbetäubenden Lärm machen (der effektive Schalldruck beträgt höchsten 90dB), während eine "große" Anlage locker die doppelte Lautstärke erzeugen kann, ohne daß sich ein Gefühl übertriebener Lautstärke einstellt.
2. Potentialdifferenzen zwischen den Geräten wirken sich u.a. in der Tieftonwiedergabe und Raumabbildung aus.
Schlecht minimierte Potentialdifferenzen (die richtige Netzsteckerpolarität jetzt einmal vorausgesetzt), wie sie z.B. durch in dieser Hinsicht ungeschickt konstruierte Steckdosenleisten auftreten können, wirken sich in einer übertriebenen Fülligkeit des Grundtonbereichs und schlechten Plastizität der Baßwiedergabe aus.
Eine in dieser Hinsicht optimierte Steckdosenleiste wie die TMR STL 7as mit ihrer zusätzlichen massiven Kupferschutzleiterschiene mit 12 mm² Querschnitt besticht hingegen durch eine entschlackte und präzise Tieftonwiedergabe bei gesteigerter Raumabbildung.
Wird diese Leiste in eine vorher perfekt homogen abgestimmte Kette integriert, kann auch hier eine Überkompensation in Form überschlanker Tieftonwiedergabe bzw. subjektiv gesteigertem Mittenhochtonanteils beobachtet werden.
Es muß hier jedoch nochmals ausdrücklich betont werden, daß ebenso wie bei Netzfiltern primär nicht die eingesetzte Steckdosenleiste den Klang verändert, sondern ausschließlich das Vorhandensein bzw. die Abwesenheit von elektrischen Störkomponenten das Audiosignal beeinflußt.
Netzkabel, Netzfilter und Steckdosenleisten sind rein passive Komponenten, deren einzige Funktion besteht, Netzstörungen zu filtern bzw. Potentialdifferenzen zu minimieren.
Sie selbst sind nicht in der Lage, irgendeine Veränderung des Audiosignals direkt (d.h. ohne An- oder Abwesenheit von Störkomponenten des Netzstroms) zu bewirken, wenn jeweils ein der Leistung entsprechender Leiterquerschnitt (min. 1.5 mm², besser 2.5 mm²) gewährleistet ist.
3. Der klangliche Einfluß von Kabelverbindungen zwischen den Geräten ist nicht nur bei sehr hochwertigen Anlagenkonfigurationen von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Bei einigen Anlagen findet man hier den Hauptanteil der Kompensationsmaßnahmen versammelt.
Oft wird nämlich auf den Einsatz eines eigentlich besser auflösenden Kabels zugunsten eines weniger auflösenden, aber dafür besser kompensierenden Kabels verzichtet.
Nach unseren Erfahrungen sind hochwertige Kabel oberhalb einer gewissen Qualitätsklasse nicht mehr für die Kompensation anderer Klangeinflüsse geeignet, da diese Kabel kaum noch frequenzmäßig "färben" (im Sinne von mehr oder weniger Baß, Mitten oder Hochtonanteil), sondern sich eigentlich mehr durch Plastizität, Selbstverständlichkeit, Authentizität und Neutralität der Klangwiedergabe auszeichnen und sich dann auch nur in diesen Bereichen nuancenweise voneinander abheben und unterscheiden. Das ist dann schon wirklich mehr persönliche Geschmacksache.
Viele renommierte Kabelhersteller weisen dann auch in ihren Unterlagen zurecht darauf hin, daß ihre Top-Kabel besser nur an extrem neutralen Ketten mit Gewinn zu betreiben sind. Dies können wir nur bestätigen.
Ein sehr gutes Kabel wird eine schlechte Anlage nicht wirklich verbessern, allerdings aus einer sehr guten Hifi-Anlage eine High-End-Anlage machen können.
Aber auch hier sollte man auf der Hut vor "Bluffern" sein, bei denen durch gezielte Inhomogenität, allerdings auf sehr hohem Niveau, eine Pseudo-Luftigkeit und -analytik vorgetäuscht wird. Natürlich ist dies alles auch Geschmacksache. Aber Homogenität ist ein zu wertvolles Gut, um sie vorsätzlich zu zerstören. Es ist sehr schwer, die Homogenität des Audiosignals bis zu einem bestimmten Teil der Wiedergabekette zu führen. Ist sie einmal irgendwo an einer Stelle zerstört, ist sie auf dem Originalniveau unwiderbringlich.
Bei "mittelmäßigen" Hifianlagen hingegen ist die richtige Wahl der Verbindungskabel von großer Bedeutung, da man gerade hier den unvermeidlich zu erwartenden Verfärbungen mit Hilfe geeigneter (mittelmäßiger) Kabel etwas entgegen treten kann. Hier sollte man wirklich alle innerhalb seines Preisbudget liegenden Kabel durchtesten.
Bleibt die Frage: Was sind "mittelmäßige" Kabel? Diese Frage muß jeder für sich selbst beantworten.
Für uns sind dies alle Kabel, die nach fünf Minuten Musik hören aufgrund zu großer Inhomogenität, Färbung und daraus resultierender Lästigkeit aus der Anlage fliegen ;-).
Allerdings sollte man jedem Kabel mindestens 24 Stunden Einspielzeit gönnen. Nach dieser Zeitspanne verschwindet meist ein Großteil der anfänglichen Lästigkeit und übrig bleibt in der Regel der wahre Charakter des Kabels. Selbstverständlich gibt es auch Kabel, die noch längere Einspielzeit brauchen, aber es bedarf da schon großer Hörerfahrung, um von der Charakteristik eines halbeingespielten Kabels auf den Gesamtcharakter zu schließen.
4. Bei einigen Geräten verändert sich die Klangcharakteristik in Richtung ruhiger, dumpfer bis hin zu langweiliger, wenn man die Gehäuse durch entsprechendes Dämpfungsmaterial wie Bitumenplatten oder einfache Beschwerung mechanisch "entdröhnt".
Dies ist ein Zeichen, daß bei der "Abstimmung" des Gerätes die negativen Einflüsse des klapprigen Gehäuses durch entsprechende Audiosignalbedämpfung oder zumindest spezielle Schaltungskonfiguration auskompensiert wurden.
Es wäre jetzt ein großer Fehler, diese zusätzliche bzw. nachträgliche mechanische Bedämpfung im Sinne einer ausgewogenen Klangcharakteristik (wie zuvor) wieder rückgängig zu machen. Die Gehäuseresonanzen haben keinerlei Bezug zum Audiosignal, sondern fügen ausschließlich disharmonische Störanteile infolge Induktion (Erzeugung von Spannung durch Bewegung eines stromdurchflossenen Leiters im Magnetfeld) zum Audiosignal hinzu und wirken zudem noch als Energiespeicher.
Man kann prinzipiell kein schwingendes Gehäuse "überdämpfen", wie manchmal unbedarfterweise zu hören ist. Ein Gehäuse soll im Idealfall überhaupt nicht schwingen.
Hifigeräte sind eben keine Musikinstrumente.
Eine mögliche Vorgehensweise im audiophilem Sinne wäre jetzt sogar die weitere mechanische Bedämpfung und Resonanzunterdrückung (u. U. sogar eine Gehäusebeschwerung durch z.B. hübsche Steinplatten), und zwar solange, bis keine weitere Klangveränderung mehr stattfindet und sich ein in dieser Hinsicht stabiler Zustand eingestellt hat.
Durch Wahl eines im Hochtonbereich besser auflösenden Verbindungskabel, Verstärker oder Lautsprecherbox kann jetzt wieder die Homogenität, allerdings auf einem höheren Qualitätslevel, hergestellt werden.